Die Zeitenwende

Gastbeitrag von Matthias Koffler

Die Zeitenwende

„So schön war die Zeit – die gute alte Zeit!“ Mein Gott, was habe ich mich früher über solche Sprüche aufgeregt, die doch nur den Stillstand verwalten wollten und alles nur verklärt haben. Und nun denke ich manchmal selbst so, wenn ich zurück vor die sogenannte „Zeitenwende“ schaue. Ich erinnere mich noch, wie sich mein Vater über die Energiekrise in den 70ger Jahren aufgeregt hatte: „Das ist doch gesteuert, da sollen nur die Preise verteuert werden, künstliche Verknappung der Energie…“ Ich glaube, er hatte recht, nach dem was wir heute über diese Krise von damals wissen. Dabei hat mein Vater immer gespart: „Duscht nicht solange! Lasst das Licht nicht unnötig brennen…!“ Am Essen für uns vier Kinder haben meine Eltern nie gespart. Und dann hat mein Vater einen offenen Kaminofen ins Haus eingebaut, für die Übergangszeit, um nicht so früh die Heizung anschalten zu müssen. Und es war gemütlich und heimelig. Später dann hat mein Vater auf das Hausdach eine fotothermische Anlage gebaut, um heißes Wasser über die Wärme der Sonne zu erzeugen und dann zusätzlich ein paar Fotovoltaik Paneele zur Stromgewinnung. Inzwischen war mein Vater in Rente und ich weiß noch, dass er sich maßlos darüber aufgeregt hat, dass er plötzlich als Kleinunternehmer wieder eine Steuererklärung abgeben musste.
So schön war die Zeit!
Ich selbst habe früher zwar kaum gespart. Warum sollte ich auch sparen? Ich habe gern eingeladen und ausgegeben. Selbst berufliche Ausgaben habe ich manchmal aus der eigenen Tasche bezahlt, weil ich es mir leisten konnte. Und trotzdem hat sich mein Bewusstsein verändert. Ich habe immer mehr bewusst eingekauft, gerne auch mal den regionalen Hofladen unterstützt und den Erdbeer- und Spargelstand saisonal an der Straßenecke. Stück für Stück habe ich mein Bewusstsein für Umwelt und Natur schärfen lassen. Das Auto brauchte ich in der Großstadt nicht mehr. Ich konnte fast alles mit dem Fahrrad oder mit dem ÖPNV erledigen. Und dann habe auch ich das Sparen gelernt, nicht, weil ich es musste, sondern weil ich es sollte und wollte. In die Wohnung haben wir einen Holzofen eingebaut und dafür mehrere tausend Euro ausgegeben. Aber es war nicht nur ein gutes Gefühl, sondern auch eine angenehme Wärme und ein guter körperlicher Ausgleich, wenn es ans Holzsägen und –spalten ging. Und das letzte Jahrzehnt habe ich mich immer gefragt, warum in Baden-Württemberg, das doch Grün regiert wird, nicht mehr passiert.
Vor zwei Jahren musste ich ausziehen. Den Ofen und den Kamin habe ich zurückgelassen. Wir sind in den Nordschwarzwald gezogen. Plötzlich brauchte ich beruflich wieder ein Auto und natürlich habe ich mir ein E-Auto geleast. Die jetzt monatlichen Mehrausgaben werde ich verkraften.
Und dann kam die Zeitenwende!
Eigentlich hat diese schon in der Corona Zeit begonnen. Die Politik hat gelernt, die Ängste der Bürger zu nutzen. Das gefährliche Unbekannte wurde genutzt ob bewusst oder unbewusst, um die Menschen zu reglementieren. Macht ist geil. Aus Vorsicht und Achtung wurde Übervorsicht und dann Ausgrenzung, Diffamierung und Ächtung. Selber Denken und Selbstverantwortung waren verpönt, das hatten ja andere übernommen, Fachleute, Experten, Wissenschaftler und eben unsere Politiker. Diese konnten dann unter dem Vorwand der wissenschaftsevidenten Erkenntnisse auch einmal eine 180 Grad-Wende in ihren Aussagen und Meinungen hinlegen. Der wissenschaftliche Diskurs ist fast vollständig zum Erliegen gekommen. Es gab nur eine Erkenntnis und eine Meinung und wer diese nicht teilte war ein Verschwörer, Schwurbler oder Esoteriker. Wer die Spritze nicht wollte, wurde zum unsolidarischen Schwein. In manchen Betrieben waren die Vorgesetzten sehr erfinderisch, um den Druck zur Impfung immer mehr zu erhöhen. Immer mehr Spaltung und Ausgrenzung. „Wir werden vieles verzeihen müssen“, hat einer der führenden Politiker in der ersten Hälfte der Pandemie prophezeit. Dass viele um Verzeihung bitten müssen, hat er nicht gesagt. Passiert auch nicht.
Die auslaufende Pandemie ging fließend über in die nächste Krise, den Ukrainekrieg. Der unentschuldbare, durch nichts zu rechtfertigende Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine, war für alle ein Schock und ist es bis heute noch.
Und plötzlich greifen die Mechanismen, die man in der Pandemie eingeübt hat. Es gibt nur noch Gut und Böse. Frieden ohne Waffen wird verunmöglicht. Andersdenkende sind Verschwörer, Schwurbler oder Putinversteher. Verstehen wollen, wie es soweit hat kommen können und welcher Anteil daran vielleicht auch der Westen hatte, wird als Verständnis für Putin und dessen Krieg diffamiert.
In der Ukraine werden westliche, europäische Werte verteidigt. Unendlich hohe Summen an Geld werden freigesetzt für Waffen und Krieg und dieses noch ethisch begründet: Solidarität.
Pazifisten sind Spinner, Schwurbler und Putinversteher. Dabei ist es bewiesen, dass durch Waffen, Menschen getötet werden, schließlich werden Waffen ja dafür hergestellt. Aber wenn es die auf der richtigen, bzw. falschen Seite trifft, ist das ja egal oder eben Kollateralschaden. Welch zynischer, menschenverachtender Begriff.
Inzwischen haben sich die Energiepreise massiv verteuert. Die Inflation zwingt die Menschen zum Sparen. Grüne Politiker erklären uns den Gebrauch von Waschlappen und wie man einen Heizungsthermostat bedient.
Auch wir kaufen inzwischen eher beim Discounter ein und lassen die teuren, regionalen Produkte links liegen.
Wir wissen ja nicht, was noch alles kommt.
Doch, wir wissen es inzwischen. Unser Wirtschaftsminister hat das neue Heizgesetz auf den Weg gebracht. Öl- und Gasheizungen, Holz- und Pelletheizungen sollen verboten werden. Es soll zu 65% nur noch mit erneuerbaren Energien geheizt werden. Kein Mensch weiß, wie das funktionieren soll, wo die grüne Energie herkommen soll und wer das bezahlen soll. Und weil dies niemand weiß, wird es per Gesetz verordnet. Hat doch schon mal funktioniert.
Wer nicht überzeugen kann, verordnet, bzw. verbietet.
Zeitenwende!
So und jetzt komme ich zu meinem Vorschlag für ein friedliches Deutschland und ein wertebasiertes Europa, vielleicht auch China, wenn sie mitmachen wollen und sich endlich aus unserer Wirtschaft zurückziehen:
Jeder Gartenbesitzer und jede Gartenbesitzerin werden verpflichtet, auf das Gartengrundstück, egal ob Freifläche oder Vorgarten, eine Luftabwehrrakete aufzustellen. Diese soll zu 65% treffsicher sein und nach Osten ausgerichtet werden. Die Finanzierung kann über das 100 Milliarden Sondervermögen vom Staat bezuschusst werden. Keiner soll arm sterben müssen. Natürlich sind Menschen über 80 Jahre von der Verpflichtung ausgenommen. Die Abwärme, die beim Einsatz der Rakete entsteht, kann in den Heizungskreislauf eingespeist werden. Als Anreiz zur möglichst schnellen Umsetzung dieser Maßnahme, nehmen alle, die eine Abwehrrakete aufgestellt haben, bei einer Verlosung des Karlspreises teil, schließlich verteidigen sie ja die europäischen Werte. So kann man übrigens auch die emissionsreichen Anreisen der bisherigen Karlspreisgewinner zukünftig sparen. Die Gewinner oder die Gewinnerin werden zukünftig digital benachrichtigt und geehrt.
Vielleicht sollte man auch überlegen, den Ausbau von Kellerräumen zu atomsicheren Bunkern finanziell zu fördern. Diese könnten dann auch kurzfristig von Flüchtlingen bezogen werden bis zum Eigenbedarf. Ein Akt der Solidarität.
Ach und unserer grüner Wirtschaftsminister Habeck sollte vielleicht doch nochmal überlegen, ob er nicht doch wenigsten den guten alten Kanonenofen wieder zulässt.
Zeitenwende! Zukunft gestalten!


Im Mai 2023, Matthias Koffler

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