Minimalismus und Utopia

„Unser Leben auf Erden ist so kurz, dass jeder unserer Schritte darauf hinführen muss, den erträumten Raum Utopia zu erbauen. Bauen wir es gemeinsam. Darin besteht die einzige Möglichkeit, es wahr zu machen. (César Manrique, 1919 – 1992 Lanzarote)

Schon immer suchte und sucht die Menschheit diesen erträumten Raum Utopia und sie fand und findet ihn nicht. Vielleicht auch deshalb, weil es ihn nicht gibt. Was es aber sicherlich gibt, sind zahlreiche unglückliche Leben und schlechte Lebensverhältnisse von Millionen Menschen. Es gibt jedoch auch alles habende vollgefressene und doch unzufriedene Kreaturen in unseren Breitengraden.

Als ich gestern in der Karlsruher Kunsthalle ZKM die Ausstellung Exo-Evolution besuchte, erschrak ich beim Anblick der Errungenschaften unserer Wissenschaft und ihrer Zukunftsvisionen. Mir wurde klar, dass der Weg in die Zukunft zum ersten Mal in unserer Weltgeschichte nicht nach vorne führt, sondern einige Schritte zurückgehen muss. Wir haben uns von einem zufriedenen Leben entfernt; wir haben die Wissenschaft in falsche Richtung gelenkt. Nein, ich bin kein Gegner der Wissenschaft, aber wir vernichten zum Beispiel die Entdeckung von Antibiotika, indem wir dieses lebenswichtige Medikament tonnenweise an unsere Masttiere verfuttern und somit ihre Wirkung für den Menschen zunichtemachen. Wir werden immer von perfideren Chemikalien vergiftet, die uns einst dienen sollten. Wir müllen uns wortwörtlich mit unserem Konsum zu.

Der Raum Utopia ist ein einfacher, ein minimalistischer Raum. Er ist ein Raum, in dem die Menschen die Natur neu entdeckten und mit ihren Raubzügen gegen sie aufhörten. Minimalistischer zu leben, mit wenigem glücklich zu sein, heißt nicht auf alles zu verzichten. Jeder von uns selbst muss entscheiden, wieviel man zum Leben braucht, wieviel einen noch zufrieden stellt. Jeder selbst muss entscheiden, inwieweit sein Lebensstil im Gleichgewicht mit der Natur steht. Sich selbst entlasten heißt auch die Natur entlasten. Der verbissene Streit in sozialen Medien über die minimalistische Themen bringt keinen weiter. Eine fruchtbare Diskussion regt an, hilft und bewegt. Eine Anklage und ein Angriff führen in die Sackgasse.
Wir alle sollten raus in die Natur, wieder von der Natur lernen, indem wir sie mehr beobachten, mehr wahrnehmen. Wir sollten uns mit der Natur verbunden fühlen und sie genießen. Dann erkennen wir ganz bestimmt, was es heißt minimalistisch und nachhaltig zu leben. Lasst uns neugierig sein, die Augen öffnen und lasst uns jeder nach seiner eigenen Möglichkeit unsere Naturräume neu zu gestalten und neu zu entdecken. Lasst uns Bäume und Sträucher pflanzen. Mehr Blumen auf unseren Balkonen verschönern unsere Sicht und lenken unsere Aufmerksamkeit von überflüssigem Konsum weg.
Lasst uns ein gutes Beispiel für unsere soziale Umgebung zu sein, ohne sie dabei anzuklagen. Seid aktiv, ohne zu fordern. Seid interessiert, ohne dogmatisch zu werden. Und es gelingt uns vielleicht, ein Stück näher dem erträumten Raum Utopia näher zu kommen.

„In seinem Stolz hat der Mensch stets versucht, dem anderen sein System aufzuzwingen, über Grenzen, Fahnen, Nationalitäten, Religionen, politische Systeme, bewaffnete Milizen, geistige Überstrukturen und unzählige soziale und politische Ideologien, die nichts mit den wesentlichen biologischen Grundsätzen der Natur gemeinsam haben und den Menschen an ein Schicksal ohne Ziel ketten, das unfähig ist, ihm den Weg in eine glückliche Zukunft zu weisen.“ (C. Manrique)

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