Die zerbrochene Gesellschaft

„Wir schaffen das!“, sagte unsere Bundeskanzlerin anlässlich der aktuellen Flüchtlingskrise und des Auseinanderdriftens unserer Gesellschaft, das nicht mehr zu übersehen ist. Auf welcher Grundlage orientierte sie sich, als sie diesen Satz mehrere Male in den Medien durchkaute? Yes, we can!, sagte Barak Obama und trieb Amerika in eine noch größere Verschuldung und erhöhte das Budget für Militärausgaben für das nächste Jahr enorm. Yes, you can!

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Und warum sollte das unsere Gesellschaft schaffen? Ja eben, weil wir schon einiges in dem letzten Jahrzehnt geschafft hatten.

Wir haben es geschafft, unsere Bevölkerung zu belügen. Wir haben es geschafft die Arbeitslosigkeit konstant unter drei Millionen Menschen zu halten. Mit einem einfachen Trick. Wir bezeichnen die Uniabsolventen als Arbeitssuchende, wir nahmen aus der Statistik alle raus, die sich in einer Arbeitsmaßnahme, einer Umschulung, oder in einem Sprachkurs befinden. Diese Statistik berücksichtigt auch nicht diejenigen, die aufgrund des Burnout Syndroms frühzeitig verrentet worden waren. In dieser Statistik sind auch nicht die 350 000 Menschen, die auf der Straße leben, aufgelistet. Die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, die monatlich veröffentlich werden sind reiner Populismus grenzend an Demagogie – eine bewusste Lüge, angeordnet von unserer Bundesregierung.

Wir haben es ebenso geschafft, keine unbefristete Arbeitsverträge mehr zu vergeben, vor prekären Beschäftigungsformen und vor Schwarzarbeit die Augen zu schließen; wir haben es geschafft, die Löhne der breiten Massen dermaßen zu senken, dass man nicht mehr von einem Volljob leben kann.

Wir haben es geschafft, unser Gesundheitssystem in ein reines Geschäft zu verwandeln, das den Menschen nicht mehr aus humaner Sicht beachtet. Der Mensch ist in unserem Gesundheitssystem eine Ware geworden.

Wir haben es geschafft, unsere Umwelt im Namen des Erhalts von Arbeitsplätzen und des Wirtschaftswachstum noch mehr zu verpesten, obwohl wir die meiste Produktion längst in andere Länder verlagert hatten.

Wir haben es geschafft, dass unsere Wohlfahrtsverbände ausgeklügelte Geschäftsmodelle geworden sind; mit Vorstand, Geschäftsführern, Optimierung der Arbeitsprozesse, aufgeblasener Bürokratie, Projektorientierung hinter geschlossenen Türen, Tagungen und Zukunftskonferenzen, mit möglichst vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern oder schlecht bezahlten Honorarkräften. Kein Wunder, dass wenn man bei diesen Stellen anruft, dass man gerne einen Flüchtling aufnehmen würde, dann keiner weiß, wie es gehen soll. So meine bittere Erfahrung.

Wir haben es geschafft, dass Deutschland im ersten Halbjahr 2015 so viele Waffen exportierte wie im ganzen Jahr davor. Wir haben es geschafft, dass uns Rüstungskonzerne verklagen können, wenn wir bestimmte Waffenexporte verbieten, wie wir es geschafft haben, dass uns Energiekonzerne verklagten, weil wir uns für die Energiewende zaghaft einsetzen. Wir schaffen es auch noch, sich bei VW zu entschuldigen, dass es mit den Vorwürfen und der Kritik nicht so gemeint war. Wir haben es sogar schon fast geschafft und die zulässigen Höchstwerte von Kohlendioxid und anderen Schadstoffen für Dieselmotoren angehoben. Ja, ja, sonst gehen uns die Arbeitsplätze verloren. Jeder weiß, wenn bei Volkswagen Arbeitsplätze verloren gehen sollten, entstehen neue in anderen Autokonzernen, vorausgesetzt, man braucht weiterhin diese veralteten Technologien.

Wir haben es geschafft, dass die Qualität der Bildung rapide sank. Wir investieren überall nur nicht in die Bildung. Die Investitionen in unsere Schulen und Bildungseinrichtungen sind unzureichend und führen langfristig zu einer katastrophalen Falle für die ganze Gesellschaft.

Wir haben es geschafft, der ganzen Generation von jungen Griechen jede Hoffnung auf einen Arbeitsplatz und eine gute Zukunft zu nehmen. Und das alles nur, weil wir weiterhin auf das alte Modell des Wirtschaftswachstums, Spekulationen, fauler Kredite beharren und aus Angst, unsere dummen Investitionen zu verlieren. Damit vernichten wir das Leben der Menschen in Griechenland. Dabei weiß jeder, dass der nächste Knall kommen wird, in Frankreich, Italien oder sonst wo. Wir wissen auch, dass Griechenland seine Schulden nie zurückzahlen kann und wir zwingen die griechische Regierung weiterhin zur Aufnahme neuer Kredite und somit zu einer noch höheren Verschuldung und zum Abbau des Sozialstaates. Wir lauern nur darauf, Wirtschaftszweige in Griechenland billig an uns zu reißen, um unseren Konzernen mehr Gewinn zuzuspielen.

Wir haben es geschafft, neue Kriege und Ausbrüche von Gewalt in und um Europa zu entfachen: in der Ukraine, in der Türkei, im Irak, in Nordafrika, in Syrien und in Israel und Palästina. Wir sehen nicht mehr, dass der Krieg und die Gewalt längst in Europa angekommen sind und keiner steht auf und sagt: „Es ist jetzt genug!“

Wir haben es geschafft, ganze Generationen von Flüchtlingen und anderen Migranten in Sprachkurse zu stecken, die aufgrund ihrer gewinnorientierten Strategie nichts bringen; wir haben es geschafft, den meisten Migranten ihre Schul- und Ausbildungsabschlüsse nicht anzuerkennen und sie somit der Chance zu berauben, ein zufriedenes und erfülltes Leben zu führen. Und dann erlauben wir uns noch, auf diese Menschen mit dem Finger zu zeigen und sprechen über mangelnde Integration.

Warum sollten wir die aktuelle Krise mitten in unserer Gesellschaft schaffen? Wir starren auf die Bildschirme unserer Handys oder auf die immer größeren Flachbildschirme unserer Fernseherapparate. Wir kleben an unseren Computern und Tabletts und blättern in Katalogen auf der Suche nach neuen Produkten. Wir sind umgeben von stupider Werbung der Produzenten, die uns ein schönes Leben vorgaukeln. Wir sind erschöpft, lustlos, bequem. Wir sind desinteressiert und desillusioniert. Wir sprechen nicht mehr miteinander. Wir kommunizieren nur virtuell. Wir posten in Facebook und Co kleine süße Tiere oder lustige Videos. Wir betäuben unser Nichtstun mit Alkohol, Drogen, Tabak, Psychopharmaka und Schlaftabletten. Wir putschen uns auf, um bessere Leistung zu bringen, die aufgrund der Gewinnorientierung unserer Gesellschaft mit ihrem perfiden System von uns verlangt wird. Wir nehmen dann Mengen von Aspirin, Ibuprophen und Parazetamol ein, die nicht als Drogen gelten, nur weil der Staat ganz genau weiß, dass er ohne diese chemischen Substanzen zusammenbrechen würde. Wir sind unglücklich in unseren Hamsterrädern. Schon eine Fahrt im Zug zeigt uns unser wahres Gesicht. Wir sind schmutzig, laut, respektlos. Wir nehmen uns viel zu wichtig, sind arrogant, stumm, gestresst, müde, ausgelaugt, verlogen, gehässig und physisch und psychisch krank.

Frau Bundeskanzlerin, wieso meinen Sie, dass wir das schaffen? Woher nehmen Sie diesen Optimismus? Ich sehe kaum Veränderungen in Ihrer Politik, in Ihrem Denken und deshalb betrachte ich Ihre Aussage als reinen Populismus und Demagogie.

 

6 Kommentare

  1. Danke für deinen tiefen und wahren Worte. Ich weiß nicht ob du es schon weißt, aber, du bist Schöpfer.. Also 😊 fang an die neue erde mit zu Erschaffen mit deinen Gedanken. Das ist unsere Macht. Und alles was zutun ist ist dies. Alles nimmt seinen lauf.
    Ich habe deinen Beitrag Rebloggt. DANKE in liebe Catweezel

    Gefällt 1 Person

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