Das große Fressen

Wir fraßen bereits große Teile des brasilianischen und indonesischen Urwaldes auf. Wir fressen uns weiterhin durch sie. Wir kauen sie nicht, wir vermischen sie nicht mit den Enzymen unseres Mundraumes. Wir schlucken sie unzerkaut, in großen Stücken verschlingen wir sie. In den Kloschüsseln liegen sie dann, schnell durchgejagt von uns; ungenießbar liegen sie da, ohne uns einen Genuss bereitet zu haben. Längst hätten wir die Schulbücher ändern müssen, in denen stehen würde, dass der menschliche Körper aus 90 Prozent Wasser besteht und der Rest ist ein marodes Gewebe durchflochten mit Regenwald.
Den Regenwald verspeisen unsere Tiere, die wir verschlingen. Den Regenwald fressen wir zusammen mit unseren Fertigprodukten. Wir schmieren ihn uns auf die Haut. Wir baden in ihm. Wir jagen ihn durch die Auspuffe. Wir tragen ihn in immer größeren Einkaufstüten jeden Tag nach Hause. Wir bestellen ihn im Internet und lassen ihn uns vor die Türe liefern. Wir finanzieren mit ihm unseren Wohlstand. Wir unterhalten uns dank ihm.
Wir sind dann traurig, dass der Regenwald stirbt, dass die Tiere sterben und dass dessen Einwohner auf den Müllkippen der Megastädte landen. Wir unterschreiben Petitionen, obwohl wir weiter fressen, fahren, verschlingen, kaufen, schlucken und tanzen. Wir protestieren.bildBlog
Nur wenige von uns beschränkten ihren Konsum. Die meisten von uns fressen den Urwald mit einem Höllentempo weiter. Und immer noch sind wir nicht satt. Und wir begannen, die Arktis zu garen und zu kochen, damit sie bald in den Mund, in die Einkaufstüten, in die Autotanks, in die Portemonnaies und in die Versandpakete passt.

 

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