Neue Aufzeichnungen aus dem Kellerloch in der Weihnachtszeit (Hommage à Dostojewskij)

Ein einziger Spaziergang durch unsere Innenstädte lässt uns erschaudern und unsere Hilflosigkeit schreit in vielen von uns mit disharmonischen Tönen, die der Traurigkeit eigen sind. Um Dostojewskijs Romane zu verstehen, brauchen wir nicht mehr in einer Zeit- und Raummaschine in das 19. Jahrhundert nach Russland zu reisen.bildBlog Wir brauchen heutzutage nur die Augen zu öffnen, unseren Schritt zu verlangsamen, um die „Armen Leute“ und die „Erniedrigten und Beleidigten“ an den Straßenrändern deutlich zu sehen. Sie schlafen in unseren Großstädten unter den Brücken über der Seine, der Donau, über dem Rhein und der Elbe. Oder sie liegen tagelang betäubt mit Ratlosigkeit in den Kellerwohnungen, weil die Investoren jede Regel, Sozialwohnungen zu bauen, umgehen können. Sie wurden ausgestoßen, erniedrigt und beleidigt. Die starken von ihnen versuchen es jeden Tag aufs Neue, sich in die Schlangen der Zeitarbeit-Firmen anzustellen und hoffen, wie so viele in den Romanen von Dostojewskij hofften, noch einen Tag, oder doch noch eine Woche für einen niedrigen Lohn arbeiten zu dürfen. Sie warten stundenlang in Agenturen für Arbeit und hoffen, dass ihnen die Grundsicherung nicht gekürzt wird. Sie werden immer wieder von lustlosen ausgebrannten Mitarbeitern dieser Agenturen erniedrigt und beleidigt. Viele halten einen Becher in der Hand und hoffen auf unsere milden Gaben. Viele verspielen alles, verspekulieren alles, in der Hoffnung doch noch die letzten Münzen vermehren zu können und wandern ins Kellerloch.
Hier ersticken sie von den Abgasen der vorbeifahrenden Autos; ihre Fenster werden von Hunden bepinkelt.
Noch vor ein paar Jahren konnte ich mir es leisten, wenn ich ab und an einen Bedürftigen auf der Straße sah, ihm etwas Geld zu schenken. Was soll ich jedoch heutzutage machen, wenn ich auf meinem Weg zur Arbeit zehn Mal angesprochen werde, ob ich etwas Geld übrig habe? Viele von diesen Menschen fragen jedoch nicht, sie sitzen nur da und blicken dich an. Und wir gehen vorbei, weil wir nicht jedem etwas geben können. Laut Statistik leben in Deutschland, einem der reichsten Länder der Welt 350 000 Menschen auf der Straße; mit steigender Tendenz. Es macht mich traurig und ratlos.
Dostojewskij schildert auch die andere Welt. Die Welt der Lichter, der frisch angestrichenen Fassaden, die Welt, die glänzen will und die glänzen kann. Das Bild des warmen gelben Lichtes hinter einer Fensterscheibe und der traurige Blick eines armen Menschen, der vor Kälte zittert, kann ich nie vergessen. Das alles ist mit schönem harmonischem Klang eines Pianos untermalt. Und gerade jetzt kurz vor Weihnachten quält mich dieses Bild und zerrt an mir und ich schreibe aus meinem Kellerloch in der Seele und denke an den „Traum eines lächerlichen Menschen“. Wir alle sind schließlich die „Erniedrigten und Beleidigten“, wenn wir es nicht schaffen, einen sozial gerechten gesellschaftlichen Wandel voranzutreiben. Das warme gelbe Licht und die leisen Piano-Töne sollen für alle da sein; und nicht nur in der Weihnachtszeit.

4 Kommentare

  1. Danke sehr, dass es dich gibt und du alles bemerkt. Das überrasch mich, weil ich heute mit eine Frau über das gesprechen. Gedanken materialisieren.. Das so schade, dass ich nur seit dieser Yahr meine Augen und das mein Herz öffnen konnte. Und das ist ein Glück und ein Unglück gleichzeitig, um so viele leiden herum… Vorher halte ich mich an andere Meinung über Obdachlos. Ich glaube, dass jeder Mensch, wenn möchte arbeiten kann. Aber nie gedach, dass es so viel verschiedene Krankheit gibt. Besondere wichig ist psychisch, jegal wie alt der Mensch, kann sie nicht arbeiten. In der Vergangenheit gehörte ich zu dieser Gesellschaft. Als ich 8 Yahre alt war, wurde ich und mein Vater im solche situation, auf der Straße, ohne Wohnung, ohne Essen nur mit Yoga und die Fächigkeit zu malen und das uns gerettet. Mein Vater hat gut beispiel mir gezeigt, sogar wenn du das Geld nicht haben und alles andere auch nicht haben, du alles kannst, wenn das möchte. So war ich verschtehen zu diesem Zeitpunkt. Ich war auch auf dem gleichen Weg, solsche Beispiel anderen gezeigt. Aber nach der Zeit habe ich bemerkt, dass nicht alles so einfach und nicht für alles..
    Ich war nocht nicht arme, aber psychiche Problemmen seit der Zeit bleiben war. Schüchternheit, die Schande der Vergangenheit und geschlossenes Herz, Bewusstlos. Was nimand wusste nicht und bemerkte nicht bis November letztes Yahres.. Ich war blind und stumm.. Gleiche Problem hat jeder Obdachlos und jeder nicht nur in Wohnung und Essen brauchen aber in starke psychiche Hilfe und sehr lang reabilitation und in Mensch, als Martin, den alles bemerkt kann, damit die arme Leute wieder wirklich zu leben will und im selbst glauben kann und in der Warme und Sorge andere. Dann auch ihr Herz für leben offenen werden..

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  2. Danke für unterstützung! Für mich war sehr kompliziert dieser Text veröffentlichen… Sehr bequem und einfach in einer Maske zu gehen und ein hohes Risiko, ohne sie…Wenn wir unsere Welt und uns selbst verändern will, müssen wir nicht schweigen.

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