“Gott ist das Individuum, das sich unendlich öffnet, um alle zu befreien. Und das Gegenteil der Göttlichkeit ist meiner Ansicht nach die Umkehrung dieses Satzes: Alle, die das Individuum erdrücken und sich dabei selber zerquetschen.” (H.Kerkeling)
Wir lassen uns heutzutage viel zu leicht und viel zu oft erdrücken. Wir stöhnen schon bei dem kleinsten Problem und trotzdem öffnen wir das Fenster nicht auf, um tief durchzuatmen. Wir zerquetschen uns selbst und aus Angst, nicht voranzukommen, zerquetschen wir lieber unsere Nächsten. War der Mensch von Atapuerca wie wir? Oder freute er sich jeden Tag aufs Neue über den Sonnenaufgang? Der erste Mensch war frei; er hatte noch nicht vor, Zäune zu bauen; er nahm die Mahlzeiten nicht allein; war nicht versichert, nicht arbeitslos, nicht ausgebrannt, nicht psychisch krank. Er lebte.
Wir verließen San Juan de Ortega und damit vielleicht die schönste Kirche auf unserem Wege. Die ganze Klosterkirche glänzte durch ihre Schlichtheit – gebaut aus hellem Sandstein, mit viel Gefühl restauriert – keine Bilder, kein Gold, keine aufwendigen Figuren – ein Ort wo man sich gut fühlt. Nur kein Frühstück gab es leider in diesem Ort.
In Atapuerca gingen wir an einem Denkmal vorbei, das für die vielleicht ältesten uns bekannten Menschen gebaut wurde. Diese Menschen sahen vor mehr als 800 000 Jahren den gleichen Sonnenaufgang wie wir.
In Burgos verzichteten wir darauf, in die Kathedrale zu gehen, da uns der Eintrittspreis für ein Gotteshaus zu hoch schien. Nun sind wir in einem eher armen Dorf (Tardajos) – nach 38 km Fußmarsch ziemlich platt. (11. Etappe)