Die Menschen in Norwegen gehören laut Umfrage zu den glücklichsten Bewohnern auf diesem Planeten. Schon die norwegische Sprache begab sich auf einen ganz anderen Weg als ihre germanischen Geschwister. Wenn der Norweger umarmt, dann aber richtig. Man bleibt minutenlang eingeklemmt (umarmen – å klemme). Er heiratet mit einem großen Hauch an Realitätssinn und schon bevor er zum Altar schreitet, weiß er, dass die Ehe nicht nur Honigschlecken bereit hält, sondern auch eine Prise Gift (heiraten – å gifte seg). Ist er einmal verheiratet – mit einer echt haarigen Gattin (die Gattin – ektefelle), schafft er sich einen Hund an, und dann lüftet er jeden Morgen seine Bettwäsche und auch seinen Hund (Gassi gehen – å lufte hunden), während die Gattin bereits einen Kuchen gebacken hat, der genauso schmeckt wie er heißt (der Kuchen – kaken). Er ist engagiert, betätigt sich ehrenamtlich soweit er kann und kümmert sich vorbildlich um die Ausgestoßenen, um die, die den richtigen Weg verfehlten (das Gefängnis – kriminalomsorgen). Wenn er dann irgendwann alt wird, dann konsequent (alt – gammel). Ich habe zwar nicht mitbekommen, ob der Norweger viel schimpft, aber so manche Präteritumform eines Verbes will ich auf meiner Reise nicht aussprechen müssen (bekommen, bekam, hat bekommen – få, fikk, fått). Und übrigens kann man sich hier in aller Öffentlichkeit an den Hoden kratzen (Kopf – hode). Ja gut, der Kopfsalat ist dann tatsächlich „hodesalat“ und das Kopfkissen „hodepute“ (Ich kann mir wirklich bildlich so eine Hodepute vorstellen. Versucht doch mal eine gamle Hodepute aufzuschütteln und dann zu malen). Für Geld interressiert sich der Norweger kaum. Einen Geldschein nennt er einfach „lappen“ (der 1000 Kronen Schein – 1000 kroner lappen). Nun ja, ich kämpfe mich weiter durch und mit dieser interessanten Sprache weiter vor. Im Moment verweile ich schon zehn Tage in Norwegen und nur langsam verdränge ich die englische Sprache aus dem Touristenalltag der Norweger. Und manchmal füge ich dem norwegischen Wort für Pilgerweg (Pilegrimsleden) ein „i“ zwischen das „e“ und „d“ ein.
Etappe 7: Moelv – Lillehammer (32 km)
Diese Etappe war nicht so anstrengend, auch wenn die letzten 10 km schon in die Knochen gingen. Mit dieser Etappe haben wir jetzt den Mjøsasee fast hinter uns und wir machen einen Pausentag in Lillehammer. Gestern verlor Matthias seinen Hut; oder besser gesagt hat er ihn wegen des Überangebots an Schlemmereien in einer Bäckerei einfach liegen lassen. Nun ja, da kriegte er heute zu seinem Geburtstag eine sündhaft teure Mütze. Wir hatten gestern und heute wunderbares Wetter. Lillehammer gefällt uns von allen Städten bis jetzt am besten: Eine kleine gemütliche und aufgeräumte Stadt am See am Fuße vom Gudbrandsdal. Heute waren wir im Museum von Sigrid Undset, über die ich morgen versuche zu schreiben; dann von einem seit 1734 in Familienbesitz geführten Bauernhof Skåden gård.