Am Hof der Engel

Am Hof der Engel, hier am Fuße des Dovrefjells, fliegen diese kleinen Wesen ungestört. Ihre Bahnen werden durch kein WiFi verbogen. Die hungrigen Pilger, müde am Hof angekommen, bewegen sich kaum und stören daher ebenso wenig die Flüge der Engel. Nur der leise Regen nässt ihre Flügel. Aber nun ja, sie haben sich sicherlich an das hiesige Klima gewöhnt.

Der Pilger rätselt noch, wie er am Hof der Engel seine längere Rast überleben soll. Die Engelsfrau spricht einen, wie ihm scheint, alten Wikinger-Dialekt, auf das der Pilger durch das Norwegisch-mit-System von Langenscheidt nicht genügend vorbereitet ist. Er weiß jedoch, dass um 18 Uhr Kaffee, Tee und Kuchen in einem der Häuschen angeboten wird. Die Engelsfrau nannte auch verschiedene Nahrungsmittel – das weiß er auch. Sonst ist alles sehr seltsam, verdächtig still und ziemlich aussichtslos satt zu werden.

Es ist halt so, dass die Betreiber der so seltenen Unterkünfte denken, dass der Autor dieses Textes eine keltische Fürstin sei, die sich leisten kann, hinter sich einen großen Wagen zu ziehen, in dem sie Nahrungsmittel für mindestens eine Woche, Bettwäsche, Handtücher und allerlei nützliche Utensilien sorgfältig aufbewahrt. Es wundert den Autor nur noch, dass man sich nicht eigene Klobrille, einen Duschkopf und eigene Leselampe mitbringen muss. Willkommen im Engelparadies. Und wenn ihr mal einen kleinen süßen Engel vorbei fliegen seht, dann glaubt – er ist echt! Solltet ihr aber einen Supermarkt oder ein nettes Straßencafé erblicken, benachrichtigt sofort euren Psychiater und vereinbart eine Therapie wegen Wahnvorstellungen.

Etappe 13: Mitten in der Wildnis – Engelshus (17 km)

Wir sind gestern im Zelt fast sofort eingeschlafen. Wir wachten aber unausgeschlafen auf. Frühstück bei 2 Grad (2 Mandarinen ohne Kaffee) und ein vergebliches Warten auf die Sonne. Wir schleppten uns die 17 km nur mit Mühe an unser Ziel. Unterwegs waren die einzige Tankstelle und der einzige Campingplatz geschlossen. Dadurch wird Norwegen immer billiger. Wir wissen tatsächlich nicht, was wir heute um 18 Uhr hier am Engelshof (ein alter Bauernhof) angeboten bekommen. Wir machen morgen einen Pausentag. (Moment mal, bevor uns jemand als Schwächlinge bezeichnet. Wir müssen morgen unbedingt ins Dorf Dovre. Und das 3,7 km hin und das gleiche zurück.)

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